📅 Aktualisiert am 09.10.2024
Kennst du das Gefühl, wenn dir alles zu viel wird? Wenn selbst kleine Dinge, die dir früher leichtfielen, plötzlich überwältigend scheinen? Viele Menschen fragen sich dann: Bin ich einfach erschöpft, hochsensibel oder droht mir ein Burnout? In einer Welt voller Reize, Erwartungen und ständiger Erreichbarkeit ist diese Frage aktueller denn je.
In diesem Artikel möchte ich dir helfen, besser zu verstehen, ob deine Erschöpfung auf Hochsensibilität oder möglicherweise auf ein drohendes Burnout zurückzuführen ist.
Hochsensibilität ist kein Krankheitsbild, sondern ein Wesenszug. Hochsensible Menschen nehmen Sinneseindrücke, Emotionen und Reize besonders intensiv wahr. Ob Geräusche, neue Eindrücke oder die Stimmungen anderer Menschen – all das wird viel stärker empfunden. Diese Eigenschaft kann eine Gabe sein, wenn es um Empathie und Beziehungsfähigkeit geht, aber auch schnell zur Überlastung führen.
Forschungsergebnisse von Dr. Elaine Aron zeigen, dass etwa 15-20 % der Bevölkerung hochsensibel sind und Reize intensiver wahrnehmen als andere. Diese Menschen erleben Emotionen tiefer und reagieren schneller auf Überlastung. Es ist daher besonders wichtig, ihre Lebensweise anzupassen, um langfristig gesund zu bleiben.
Stell dir vor, dein Nervensystem wäre wie ein überladener Stromkreis – irgendwann fliegt die Sicherung, wenn du keine Pausen machst. Hochsensible erreichen diesen Punkt schneller als andere. Nach einem Tag voller Eindrücke haben sie oft so viel zu verarbeiten, dass sie sich erschöpft und überfordert fühlen.
Auch auf körperlicher Ebene sind Hochsensible oft empfindlich. Sie spüren „die Erbse unter der Matratze“, wie im Märchen. Schlaf- und Essgewohnheiten sind für sie besonders wichtig, um in Balance zu bleiben. Wenn sie diesen Rhythmus verlieren, bricht ihr inneres Gleichgewicht schneller zusammen, und sie fühlen sich „wie unter Strom“, unfähig zu entspannen.
"Mir kommt es vor, als wäre mein Herz aus Seidenpapier. Ich wünschte, die Welt würde vorsichtiger mit ihm umgehen."
Richelle E. Goodrich, Autorin
Für die Umwelt wirkt das oft plötzlich: Bis zur Belastungsgrenze sind Hochsensible die einfühlsamsten und hilfsbereitesten Menschen, doch wenn es ihnen zu viel wird, ziehen sie sich abrupt zurück. Sie fahren die „emotionalen Krallen“ aus, um sich zu schützen. Dieses Verhalten ist eine Notfallreaktion, um sich zu regulieren.
Wer sich seiner Hochsensibilität bewusst ist und sein Leben danach ausrichtet, kann solchen Krisen vorbeugen. Das bedeutet, regelmäßige Pausen und Phasen der Stille einzuplanen, um nicht ständig an die eigenen Grenzen zu kommen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Hochsensibilität ein Auf und Ab ist – ein ständiges Balancieren zwischen Erschöpfung und Erholung.
Wenn ein hochsensibler Mensch seine Bedürfnisse ignoriert und ständig über seine Grenzen geht, kann ein Burnout drohen. Während Hochsensibilität ein Wesenszug ist, handelt es sich bei Burnout um eine ernsthafte Erschöpfungskrise, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Laut dem „Stressreport Deutschland“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) haben psychische Belastungen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Besonders betroffen sind Menschen, die über längere Zeit unter emotionaler Überforderung leiden. Hochsensible Menschen, die ihre Bedürfnisse nicht ernst nehmen, laufen Gefahr, schneller ein Burnout zu entwickeln.
Burnout geht oft mit Symptomen wie Schlaflosigkeit, dauerhafter Müdigkeit, Antriebslosigkeit und emotionaler Erschöpfung einher. Es handelt sich um eine ernsthafte Erkrankung, die in der Regel nicht ohne therapeutische Hilfe überwunden werden kann. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig werden.
Als Frau K. (31) zu mir kam, war sie völlig verzweifelt und erschöpft. Die zierliche Programmiererin betreute in ihrem Job mehrere Projekte gleichzeitig und fühlte sich ständig überfordert. Auch der Haushalt und die Beziehung zu ihrem Mann gerieten aus dem Gleichgewicht. Sie hatte das Gefühl, kurz vor einem Burnout zu stehen und bat mich um Hilfe.
1. Erstgespräch
Im ersten Gespräch schloss ich aufgrund fehlender schwerwiegender und andauernder Symptome eine Depression aus. Stattdessen deuteten ihre wechselhaften Phasen der Überforderung und Erholung eher auf Hochsensibilität hin. Ich schlug vor, gemeinsam einen Plan zu erarbeiten, um ihr Leben besser auf ihre Bedürfnisse abzustimmen.
2. Befund
Durch einen Online-Selbsttest vom Verein zur Förderung hochsensibler Menschen bestätigte sich der Verdacht: Frau K. war hochsensibel und brauchte mehr Achtsamkeit in ihrem Alltag. Diese Erkenntnis war einerseits erleichternd für sie, andererseits auch verunsichernd, weil sie nicht wusste, was dies für ihr Leben bedeutete.
3. Lösungsansatz
In einer lösungsorientierten Kurzzeittherapie von etwa fünf Sitzungen arbeiteten wir ein individuelles Lebenskonzept aus. Wir fokussierten uns darauf, ihre Hochsensibilität zu verstehen und in ihr Leben zu integrieren, anstatt dagegen anzukämpfen. Ein zentraler Aspekt war, ihre Empathie und Sensibilität als Gabe zu erkennen, die ihr hilft, tiefere Beziehungen aufzubauen. Gleichzeitig musste sie lernen, sich besser abzugrenzen und regelmäßige Pausen einzuplanen.
4. Umsetzung im Alltag
Frau K. passte ihr Leben schrittweise an: Sie arbeitete öfter im Homeoffice, statt im lauten Großraumbüro, und begann mit Yoga, um Phasen der Stille in ihren Alltag zu integrieren. Auch die Kommunikation mit ihrem Partner veränderte sich, sodass sie den nötigen Freiraum für ihre Ruhephasen erhielt. Rückschläge gab es, aber diese sind Teil des Lernprozesses.
Neben der klassischen Gesprächstherapie gibt es weitere Methoden, die helfen können, Stress zu reduzieren und das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Besonders bei Hochsensibilität und Burnout sind ganzheitliche Ansätze wichtig:
Achtsamkeitstraining
Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Atemtechniken können dabei helfen, Stress zu reduzieren und im Moment zu bleiben. Sie fördern ein besseres Gespür für die eigenen Grenzen und verhindern, dass man sich überlastet.
Yoga und Bewegung
Regelmäßige sanfte Bewegung wie Yoga oder Tai Chi unterstützt dabei, den Körper zu entspannen und gleichzeitig die innere Balance zu fördern. Diese Methoden sind besonders effektiv, um Spannungen zu lösen und sich wieder mit dem eigenen Körper zu verbinden.
Ernährung und Schlaf
Hochsensible Menschen reagieren besonders stark auf unregelmäßigen Schlaf und ungesunde Ernährung. Ein bewusster Lebensstil mit ausgewogenen Mahlzeiten und festen Schlafrhythmen kann dazu beitragen, körperlich und emotional stabil zu bleiben.
Diese ergänzenden Methoden wirken oft synergetisch mit einer Gesprächstherapie und unterstützen dich dabei, langfristige Veränderungen in deinem Alltag umzusetzen.
Jeder Mensch kann bei Überlastung in ein Burnout rutschen, aber nicht jeder ist hochsensibel. Wenn du dich regelmäßig erschöpft fühlst, kann eine individuelle Ursachenanalyse in einer persönlichen Gesprächstherapie der Schlüssel sein. Dabei kannst du herausfinden, ob Hochsensibilität die Ursache deiner Erschöpfung ist – und wie du mit diesem Wesenszug ein Leben im Einklang führen kannst, um ein Burnout zu vermeiden.
Es ist nie zu spät, an dir zu arbeiten und dir etwas Gutes zu tun – für deine Seele, deinen Körper und deinen Geist.
Was ist der Unterschied zwischen Hochsensibilität und Burnout?
Hochsensibilität ist ein angeborener Wesenszug, bei dem Menschen Reize intensiver wahrnehmen und emotional stärker reagieren. Burnout hingegen ist eine Erschöpfungskrise, die durch langfristige Überlastung und emotionalen Stress entsteht. Hochsensible Menschen sind besonders anfällig für Burnout, wenn sie ihre Grenzen nicht wahren.
Welche Anzeichen deuten auf ein Burnout hin?
Typische Symptome eines Burnouts sind dauerhafte Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, emotionale Erschöpfung und körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen. Laut dem „Stressreport Deutschland“ haben psychische Belastungen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Kann Hochsensibilität zu einem Burnout führen?
Ja, Hochsensible laufen schneller Gefahr, in ein Burnout zu rutschen, da sie Reize intensiver wahrnehmen und dadurch leichter überlastet werden. Wenn sie ihre besonderen Bedürfnisse ignorieren, kann der dauerhafte Stress zu einem Burnout führen.
Welche Therapieansätze helfen bei Hochsensibilität?
Eine Kombination aus Gesprächstherapie und alternativen Methoden wie Achtsamkeitstraining, Yoga oder Meditation kann Hochsensiblen helfen, besser mit Stress und Reizüberflutung umzugehen. Studien zeigen, dass solche ganzheitlichen Ansätze effektiv sind, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Wie kann ich Burnout vorbeugen, wenn ich hochsensibel bin?
Achte auf regelmäßige Ruhepausen, sanfte Bewegung und Achtsamkeitsübungen. Auch eine bewusste Ernährung und ausreichender Schlaf sind wichtig, um dein emotionales Gleichgewicht zu bewahren. Eine Gesprächstherapie kann dir zusätzlich helfen, frühzeitig Überlastung zu erkennen und zu vermeiden.
Tanja Tremmel sieht es als ihre Mission, Menschen in schwierigen Lebensphasen beizustehen und ihnen zu helfen, ihre innere Stärke und Klarheit zu finden. Mit einer Kombination aus psychotherapeutischen Methoden und spirituellen Techniken bietet sie eine ganzheitliche Begleitung, die Körper, Geist und Seele einbezieht.
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